Landschaft mit einem Turm, Claude Lorrain
Claude Lorrain
Landschaft mit einem Turm
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Verwandte Werke

Claude Lorrain

Landschaft mit einem Turm, ca. 1635 – 1640


Blatt
150 x 218 mm
Material und Technik
Feder in Braun, graubraun laviert, liniert mit Rötel mit zwei diagonalen, einer horizontalen und einer vertikalen Linie, die sich in der Bildmitte schneiden, auf weißem Papier
Inventarnummer
1266
Objektnummer
1266 Z
Erwerbung
Erworben 1816 als Stiftung aus der Sammlung Johann Friedrich Städel
Status
Kann im Studiensaal der Graphischen Sammlung vorgelegt werden (besondere Öffnungszeiten)

Texte

Über das Werk

Die gleiche Ansicht erscheint auf der Vorder- und Rückseite einer Zeichnung in der École des Beaux-Arts in Paris (MRD 181r und v). Die Komposition auf der Vorderseite dieser Zeichnung zeigt flankierende Pinien im Mittelgrund rechts sowie eine Gruppe von Reisenden im Vordergrund, während die Zeichnung auf der Rückseite unmittelbarer dem vorliegenden Blatt in Frankfurt gleicht. Die Zeichnung auf der Rückseite des Pariser Blatts ist eine Entwurfsstudie in Rötel, wie Claude sie häufig angefertigt haben muss, wenn er begann, über eine Komposition nachzudenken. Solche Studien sind jedoch nur in wenigen Exemplaren erhalten.

Roethlisberger brachte die Zeichnungen in eine Reihefolge: Zunächst schuf Claude wohl die Vorderseite der Pariser Zeichnung, dann deren Rückseite sowie schließlich die zu einer Hirtenkomposition von 1638 (LV 27, MRP 26) hinführende Zeichnung in Frankfurt. Dieser Gruppe fügte Roethlisberger später noch eine die gleiche Ansicht darstellende Zeichnung hinzu (Roethlisberger 1983, Kat. 33); er vermutete, dass sich alle vier auf eine nicht weitergeführte Komposition beziehen.

Brugerolles vermerkte rund 20 Jahre später zwar ebenfalls die Abhängigkeit des Frankfurter Blatts von der Rückseite der Pariser Zeichnung, wies jedoch darauf hin, dass die Vorderseite der Pariser Zeichnung später als deren Rückseite und das Frankfurter Blatt entstanden sein muss (Brugerolles 2001, S. 150–152). Darüber hinaus bestätigte sie auf überzeugende Weise die Beziehung zu dem Gemälde. Die Zeichnungen haben eine Reihe wichtiger Details mit dem Gemälde gemeinsam; aufschlussreich ist vor allem die eindrucksvoll befestigte Stadt, die in allen vier Zeichnungen im Hintergrund erscheint.

Die Linierungen, die das Blatt in Frankfurt diagonal, horizontal und vertikal teilen, finden sich in mehreren Kompositionsstudien Claudes. Kitson vermutete, dass sie Claude – ähnlich wie die gebräuchlichere Quadrierung – dazu gedient haben könnten, seine Komposition von einem Blatt auf ein anderes oder auf das endgültige Gemälde zu übertragen. Russell glaubt hingegen, dass sie einen kompositorischen Zweck erfüllten. Auch Brugerolles betonte die Funktion dieser Linien als Gerüst, auf dessen Grundlage Claude den Effekt von räumlicher Tiefe und Staffelung erzeugen konnte, der ein charakteristisches Merkmal seiner Gemälde ist.

Über die Erwerbung

Im März 1815 vermachte der Frankfurter Kaufmann und Bankier Johann Friedrich Städel sein gesamtes Vermögen und seine Kunstsammlung der nach ihm zu benennenden Stiftung „Städelsches Kunstinstitut“. Den Bürgern der Stadt widmete er seine Stiftung jedoch ideell: Es möge die Frankfurter Bürgerschaft „zieren und ihr nützlich werden“. Auf diese Weise begründete er als erste Bürger im deutschsprachigen Raum ein öffentliches Kunstmuseum – unser heutiges Städel Museum. Seine Sammlung umfasste bei seinem Tod 476 Gemälde, rund 4.600 Zeichnungen, knapp 10.000 Druckgrafiken und wertvolle Bücher.

Werkdaten

Basisdaten

Titel
Landschaft mit einem Turm
Zeichner
Entstehungszeit
Stilrichtung
Objektart
Material und Technik
Feder in Braun, graubraun laviert, liniert mit Rötel mit zwei diagonalen, einer horizontalen und einer vertikalen Linie, die sich in der Bildmitte schneiden, auf weißem Papier
Material
Technik
Geografische Einordnung
Entstehungsgrund
Beschriftung zum Zeitpunkt der Entstehung
Signiert unten rechts (mit der Feder in Braun): Cl le Lorrain.
Nachträgliche Beschriftung
Verso unten links Stempel des Städelschen Kunstinstituts, Frankfurt am Main (Lugt 2356), mit zugehöriger Inventarnummer
Wasserzeichen
  • Nicht geprüft
Werkverzeichnis
  • Roethlisberger 1968.132.182

Eigentum und Erwerbung

Institution
Abteilung
Sammlung
Creditline
Städel Museum, Frankfurt am Main
Bildrechte
Public Domain
Erwerbung
Erworben 1816 als Stiftung aus der Sammlung Johann Friedrich Städel

Werkinhalt

Motive und Bezüge

Iconclass

Primär
  • 25I5 Landschaft mit einem Turm oder einer Burg (einem Schloss)
  • 25H1311 Fjord, Bucht
  • 31A231 stehende Figur
  • 31A234 hockende, kauernde Figur
Sekundär
  • 25G3 Bäume
  • 25I1 Stadtansicht (allgemein); Vedute

Forschung und Diskussion

Provenienz

Objektgeschichte
Johann Friedrich Städel (1728–1816), Frankfurt am Main
Nachlass Johann Friedrich Städel, 1816.

Informationen

Seit 2001 erforscht das Städel Museum systematisch die Herkunft aller Objekte, die während der NS-Zeit erworben wurden bzw. in diesem Zeitraum den Besitzer wechselten oder gewechselt haben könnten. Grundlage für diese Forschung bildet die 1998 auf der „Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ in Washington formulierte „Washingtoner Erklärung“ sowie die daran anschließende „Gemeinsame Erklärung“ von 1999.

Die Provenienzangaben basieren auf den zum Zeitpunkt ihrer digitalen Veröffentlichung ausgeforschten Quellen. Sie können sich jedoch durch neue Quellenfunde ändern. Daher wird die Provenienzforschung kontinuierlich durchgeführt und in regelmäßigen Abständen aktualisiert.

Die Provenienzangabe eines Objekts dokumentiert im Idealfall dessen Herkunft vom Zeitpunkt seiner Entstehung bis zu seinem Eingang in die Sammlung. Sie enthält – sofern bekannt – die folgenden Informationen:

  • Art der Erwerbung bzw. Art des Besitzerwechsels
  • Name und Wohnort des Besitzers
  • Datum des Besitzerwechsels

Die aufeinanderfolgenden Besitzvorgänge werden jeweils durch einen Absatz voneinander getrennt.

Lücken in der Überlieferung einer Provenienz werden durch den Platzhalter „ …“ dargestellt. Ungesicherte Informationen sind in eckige Klammern gesetzt.

Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an .

Bezug zu anderen Werken

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Letzte Aktualisierung

25.03.2024