Schiff mit Matrosen, Landsknechten und einer Marketenderin beim Gelage, Hans Holbein d. J.
Hans Holbein d. J.
Schiff mit Matrosen, Landsknechten und einer Marketenderin beim Gelage
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Hans Holbein d. J.

Schiff mit Matrosen, Landsknechten und einer Marketenderin beim Gelage, ca. 1532 – 1533


Blatt
404 x 509 mm
Material und Technik
Feder in Schwarz, grau, blau, rosa und rot aquarelliert, auf Büttenpapier, auf Karton gezogen
Inventarnummer
678
Objektnummer
678 Z
Erwerbung
Erworben möglicherweise 1816 als Stiftung aus der Sammlung Johann Friedrich Städel
Status
Kann im Studiensaal der Graphischen Sammlung vorgelegt werden (besondere Öffnungszeiten)

Texte

Über das Werk

Das von Hans Holbein d. J. geschaffene große Blatt eines Dreimasters, der mit geblähten Segeln durch die Wogen gleitet, gehört zu den ungewöhnlichen Zeichnungen dieses Künstlers. Bekannt sind von ihm in diesem Medium vor allem die eleganten Porträtstudien in verschiedenfarbigen Kreiden, mit denen er seine berühmten Bildnisgemälde, vor allem von Angehörigen des englischen Hofes, vorbereitete. Das »Schiff« scheint eine Werkzeichnung gewesen zu sein, die für ein Gemälde angefertigt und im weiteren Verlauf der Arbeit nicht eben pfleglich behandelt worden ist. Es wurde links und rechts oben rüde beschnitten, eingerissen und mehrfach geknickt. Doch schon recht bald nachdem es seine Rolle im Werkprozess gespielt hatte, verwandte man einige Mühe darauf, das Blatt zu erhalten. Es wurde auf ein Trägerpapier aufgezogen, und einige verloren gegangene Einzelheiten wurden sorgsam ergänzt.

Holbeins Schiff ist bevölkert von einer Schar von Landsknechten und Matrosen, die sich einem ausschweifenden Treiben hingeben. Allenthalben werden Weinkrüge gehoben und geleert, einer der Trinker muss sich bereits übergeben, ein anderer hält eine barbusige Marketenderin in seinen Armen. Nirgendwo ist ein Kommandeur oder ein Steuermann zu sehen. Eine solche Schiffsdarstellung steht in der Tradition des »Narrenschiffs«. Unter diesem Titel erschien am Ende des 15. Jahrhunderts ein außerordentlich erfolgreiches Buch, das das vielfältige närrische Verhalten der Menschen geißelte. Als Sinnbild diente ihm ein mit Narren vollgepacktes Schiff auf der Reise nach »Narragonien«. An anderer Stelle bringen solche Schiffe die Leichtlebigen ins Schlaraffenland. Jedenfalls dürfte Holbeins Zeichnung, die mit festem Federkontur und wirkungsvoll modellierender Pinsellavierung in verschiedenen Farben ausgeführt ist, auf eine solche Symbolik des falschen Lebenswandels anspielen.

Anlässlich der Feierlichkeiten nach der Hochzeit Heinrichs VIII. mit Anne Boleyn 1533 schuf Holbein für die Gildenhalle der Hansekaufleute in London heute nicht mehr erhaltene Wandbilder zu den Themen Reichtum und Armut. Wahrscheinlich gehörte die Schiffsdarstellung in diesen Zusammenhang; möglicherweise war ihr ein Pendant gegenübergestellt, das ein geordnetes und ehrbares Schiffsregiment zeigte.

Werkdaten

Basisdaten

Titel
Schiff mit Matrosen, Landsknechten und einer Marketenderin beim Gelage
Zeichner
Entstehungszeit
Stilrichtung
Objektart
Material und Technik
Feder in Schwarz, grau, blau, rosa und rot aquarelliert, auf Büttenpapier, auf Karton gezogen
Material
Technik
Geografische Einordnung
Entstehungsgrund
Nachträgliche Beschriftung
Bezeichnet mittig (von fremder Hand, mit der Feder in Braun): Vrom; verso unten rechts Stempel des Städelschen Kunstinstituts, Frankfurt am Main (Lugt 2356); bezeichnet darüber (mit Bleistift): a; unten links (mit Bleistift): Hans Holbein
Wasserzeichen
  • [Karton:] Großer Adler [Fragment]

Eigentum und Erwerbung

Institution
Abteilung
Sammlung
Creditline
Städel Museum, Frankfurt am Main
Bildrechte
Public Domain
Erwerbung
Erworben möglicherweise 1816 als Stiftung aus der Sammlung Johann Friedrich Städel

Werkinhalt

Motive und Bezüge

Motivgattung
Motiv
Assoziierte Personen und Institutionen
Literarische Quelle
  • Sebastian Brant: Das Narrenschiff

Iconclass

Primär
Sekundär

Forschung und Diskussion

Provenienz

Objektgeschichte
Johann Friedrich Städel (1728–1816), Frankfurt am Main
Nachlass Johann Friedrich Städel, 1816.

Informationen

Seit 2001 erforscht das Städel Museum systematisch die Herkunft aller Objekte, die während der NS-Zeit erworben wurden bzw. in diesem Zeitraum den Besitzer wechselten oder gewechselt haben könnten. Grundlage für diese Forschung bildet die 1998 auf der „Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ in Washington formulierte „Washingtoner Erklärung“ sowie die daran anschließende „Gemeinsame Erklärung“ von 1999.

Die Provenienzangaben basieren auf den zum Zeitpunkt ihrer digitalen Veröffentlichung ausgeforschten Quellen. Sie können sich jedoch durch neue Quellenfunde ändern. Daher wird die Provenienzforschung kontinuierlich durchgeführt und in regelmäßigen Abständen aktualisiert.

Die Provenienzangabe eines Objekts dokumentiert im Idealfall dessen Herkunft vom Zeitpunkt seiner Entstehung bis zu seinem Eingang in die Sammlung. Sie enthält – sofern bekannt – die folgenden Informationen:

  • Art der Erwerbung bzw. Art des Besitzerwechsels
  • Name und Wohnort des Besitzers
  • Datum des Besitzerwechsels

Die aufeinanderfolgenden Besitzvorgänge werden jeweils durch einen Absatz voneinander getrennt.

Lücken in der Überlieferung einer Provenienz werden durch den Platzhalter „ …“ dargestellt. Ungesicherte Informationen sind in eckige Klammern gesetzt.

Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an .

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Letzte Aktualisierung

10.04.2024