Galt Annegret Soltau trotz ihrer kunsthistorischen Bedeutung lange Zeit als Geheimtipp, zählt ihr Werk heute zu den wichtigsten Positionen feministisch inszenierter Fotografie und Body Art. In mehr als fünf Jahrzehnten hat sie sich mit ihrer eigenständigen, radikal feministischen Bildsprache allen Widerständen zum Trotz als unverzichtbare Stimme der Gegenwartskunst etabliert. Das Städel Museum widmete ihr erstmals eine Retrospektive, die gemeinsam mit der Künstlerin entwickelt wurde.
Feminismus, Körperpolitik und die Herausforderung der menschlichen und weiblichen Identität sind zentrale Themen in Soltaus Werk. Dafür entwickelt sie eigene, innovative Techniken, die die Grenzen der Fotografie überschreiten – die Fotoübernähung und -vernähung sowie die Fotoradierung. In ihren Selbstporträts hinterfragt Soltau Rollenbilder von Frauen und beleuchtet gesellschaftliche Normen, indem sie komplexe Gefühlswelten, innere Konflikte und emotionale Zustände sichtbar macht. Seit Ende der 1970er-Jahre widmet sie sich der künstlerischen Auseinandersetzung mit Schwangerschaft und Mutterschaft – Themen, die über Jahrhunderte in der Kunst unterrepräsentiert waren und erst in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus von Gesellschaft und Kunstwelt gerückt sind. Das Altern des weiblichen Körpers und Fragen der Vergänglichkeit finden in ihren Arbeiten eine eindringliche Form. Soltaus Werke waren immer wieder der öffentlichen Zensur ausgesetzt, ihre Darstellungen wichen von etablierten ästhetischen Konventionen ab und wurden als provokant empfunden. Die Ausstellung im Städel Museum leistete eine wichtige Korrektur dieser Rezeption und war zugleich eine längst überfällige Würdigung dieser großen Feministin und Künstlerin.
Die Ausstellung präsentierte wichtige Leihgaben aus renommierten Institutionen wie der Sammlung Verbund in Wien, dem Louisiana Museum of Modern Art in Humlebaek, dem Lenbachhaus in München und dem ZKM Karlsruhe.
Kuratorin
Svenja Grosser, Leiterin Sammlung Gegenwartskunst, Städel Museum
Projektleitung
Maja Lisewski, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Sammlung Gegenwartskunst, Städel Museum
Gefördert durch
Art Mentor Foundation Lucerne, Hessische Kulturstiftung, Alexander Tutsek-Stiftung, Städelscher Museums-Verein e. V.
Mit weiterer Unterstützung durch
Yoram Roth, Georg und Franziska Speyer’sche Hochschulstiftung
Medienpartner
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Monopol – Magazin für Kunst und Leben, Arte
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