Porträt des Malers Sébastien Bourdon, Hyacinthe Rigaud
Hyacinthe Rigaud
Porträt des Malers Sébastien Bourdon
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Hyacinthe Rigaud

Porträt des Malers Sébastien Bourdon, ca. 1730 – 1733


Blatt
361 x 249 mm
Material und Technik
Schwarze und weiße Kreide auf blauem Papier
Inventarnummer
1067
Objektnummer
1067 Z
Erwerbung
Erworben 1816 als Stiftung aus der Sammlung Johann Friedrich Städel
Status
Kann im Studiensaal der Graphischen Sammlung vorgelegt werden (besondere Öffnungszeiten)

Texte

Über das Werk

Ein brillantes Beispiel der französischen Porträtkunst des frühen 18. Jahrhunderts ist Hyacinthe Rigauds gezeichnetes Bildnis des Malers Sébastien Bourdon (1616–1671). Rigaud war im späten 17. Jahrhundert mit einem Malstil, der repräsentatives Auftreten und koloristisch sinnliche Wirkung zu verbinden wusste, zum führenden Bildnismaler des französischen Hofes und der gehobenen Gesellschaft aufgestiegen. Sein berühmtes Staatsporträt Ludwigs XIV. (heute im Louvre in Paris) setzte den Standard, an dem sich auch die anderen Höfe des Absolutismus orientierten. Von Rigauds Bildniszeichnungen haben sich, obwohl sie hoch geschätzt waren, nur verhältnismäßig wenige erhalten. Das Städel Museum besitzt eine um so bedeutendere Gruppe von vier ausgezeichneten Blättern, die aus der Sammlung Johann Friedrich Städels stammen und dessen Interesse sowohl an der französischen Zeichnung des 18. Jahrhunderts als auch an Bildnissen dokumentieren. Das herausragende Werk in dieser Gruppe ist das Porträt des Sébastien Bourdon.

Rigaud hat den schon 1671 verstorbenen Maler, der zu den Gründungsmitgliedern der französischen Akademie gehörte und zeitweilig ihr Rektor war, nach einem Ölgemälde dargestellt, das er selbst besaß und 1735 der Akademie übergab. Die Zeichnung, die ausschließlich mit schwarzer und weißer Kreide auf blauem Papier angelegt ist, zeigt einen pittoresken steinernen Fensterrahmen, durch den der Porträtierte den Betrachter anblickt. Bourdon scheint im Begriff, sich der im Hintergrund erkennbaren Staffelei zuzuwenden und dabei kurz zurückzublicken; die üppige Draperie, die ihn umschlingt, erzeugt eine Bewegung nach innen und zieht dabei den Blick des Betrachters ins Bild. Das Handwerkszeug des Malers, Palette, Pinsel, Zeichenmappe, Buch und Papierbogen, sind auf einer steinernen Brüstung vor dem Fenster abgelegt. Virtuos differenziert Rigauds Kreidetechnik stofflich zwischen dem üppigen dunklen Haar, der Samtjacke, der seidig glänzenden Draperie und dem steinernen Rahmen. Trotz dieser Genauigkeit wirkt die Zeichnung im Ganzen souverän und großzügig.

Der Kupferstecher Laurent Cars (1699–1771) schuf nach diesem Werk 1733 einen Kupferstich, ein virtuoses Meisterstück, mit dem er in die Akademie aufgenommen wurde. Die Zeichnung Rigauds dürfte nur unwesentlich früher entstanden sein, wobei ungewiss bleibt, ob der Künstler bei ihrer Ausführung die Übertragung in die Druckgraphik schon im Sinn hatte. Der mehrfache Bezug auf die Akademie könnte dafür allerdings ein Indiz sein.

Über die Erwerbung

Im März 1815 vermachte der Frankfurter Kaufmann und Bankier Johann Friedrich Städel sein gesamtes Vermögen und seine Kunstsammlung der nach ihm zu benennenden Stiftung „Städelsches Kunstinstitut“. Den Bürgern der Stadt widmete er seine Stiftung jedoch ideell: Es möge die Frankfurter Bürgerschaft „zieren und ihr nützlich werden“. Auf diese Weise begründete er als erste Bürger im deutschsprachigen Raum ein öffentliches Kunstmuseum – unser heutiges Städel Museum. Seine Sammlung umfasste bei seinem Tod 476 Gemälde, rund 4.600 Zeichnungen, knapp 10.000 Druckgrafiken und wertvolle Bücher.

Werkdaten

Basisdaten

Titel
Porträt des Malers Sébastien Bourdon
Zeichner
Entstehungszeit
Stilrichtung
Objektart
Material und Technik
Schwarze und weiße Kreide auf blauem Papier
Material
Technik
Geografische Einordnung
Entstehungsgrund
Beschriftung zum Zeitpunkt der Entstehung
Verso signiert unten mittig: H. Rigaud
Nachträgliche Beschriftung
Verso unten links Stempel des Städelschen Kunstinstituts, Frankfurt am Main (Lugt 2356), mit zugehöriger Inventarnummer
Wasserzeichen
  • Nicht geprüft

Eigentum und Erwerbung

Institution
Abteilung
Sammlung
Creditline
Städel Museum, Frankfurt am Main
Bildrechte
Public Domain
Erwerbung
Erworben 1816 als Stiftung aus der Sammlung Johann Friedrich Städel

Werkinhalt

Motive und Bezüge

Motivgattung
Motiv
Dargestellte Personen
Assoziierte Personen und Institutionen

Iconclass

Primär
  • 48C513(+2) Porträt, Selbstporträt eines Malers (+ein Künstler in Situationen, in denen er nicht arbeitet)
  • 61B2(BOURDON, Sébastien) Sébastien Bourdon - historische Person
Sekundär
  • 48C5153 Pinsel (Malwerkzeuge)
  • 48C5152 Palette
  • 41AA337 Blick durch ein Fenster - AA - fingiertes Fenster, Scheinfenster

Forschung und Diskussion

Provenienz

Objektgeschichte
Jean de Jullienne (1686–1766), Paris
Nachlass Jullienne, 1766
Verst. durch Pierre Rémy, , Paris, 30. März 1767
Charles Léoffroy de Saint-Yves (1717–1804), Paris
Nachlass de Saint-Yves, 1804
Verst. durch Delalande, Paris, 2. Mai 1805
Johann Friedrich Städel (1728–1816), Frankfurt am Main
Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main, Sitftung 1816.

Informationen

Seit 2001 erforscht das Städel Museum systematisch die Herkunft aller Objekte, die während der NS-Zeit erworben wurden bzw. in diesem Zeitraum den Besitzer wechselten oder gewechselt haben könnten. Grundlage für diese Forschung bildet die 1998 auf der „Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ in Washington formulierte „Washingtoner Erklärung“ sowie die daran anschließende „Gemeinsame Erklärung“ von 1999.

Die Provenienzangaben basieren auf den zum Zeitpunkt ihrer digitalen Veröffentlichung ausgeforschten Quellen. Sie können sich jedoch durch neue Quellenfunde ändern. Daher wird die Provenienzforschung kontinuierlich durchgeführt und in regelmäßigen Abständen aktualisiert.

Die Provenienzangabe eines Objekts dokumentiert im Idealfall dessen Herkunft vom Zeitpunkt seiner Entstehung bis zu seinem Eingang in die Sammlung. Sie enthält – sofern bekannt – die folgenden Informationen:

  • Art der Erwerbung bzw. Art des Besitzerwechsels
  • Name und Wohnort des Besitzers
  • Datum des Besitzerwechsels

Die aufeinanderfolgenden Besitzvorgänge werden jeweils durch einen Absatz voneinander getrennt.

Lücken in der Überlieferung einer Provenienz werden durch den Platzhalter „ …“ dargestellt. Ungesicherte Informationen sind in eckige Klammern gesetzt.

Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an .

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Letzte Aktualisierung

10.04.2024