Karel van Mander auf dem Totenbett, Jacques de Gheyn II
Jacques de Gheyn II
Karel van Mander auf dem Totenbett
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Jacques de Gheyn II

Karel van Mander auf dem Totenbett, 1606


Blatt
142 x 177 mm
Material und Technik
Feder in Braun über Spuren von schwarzer Kreide, die Harfe blaugrau laviert, weiß gehöht (an den Köpfen, Spuren), allseitige Einfassungslinie mit der Feder in Hellbraun, links zudem mit dem Graphitstift, auf weiß grundiertem Büttenpapier
Inventarnummer
800
Objektnummer
800 Z
Erwerbung
Erworben möglicherweise 1816 als Stiftung aus der Sammlung Johann Friedrich Städel
Status
Kann im Studiensaal der Graphischen Sammlung vorgelegt werden (besondere Öffnungszeiten)

Texte

Über das Werk

Der Antwerpener Maler, Kupferstecher und Zeichner Jacques de Gheyn ist neben Hendrick Goltzius der wohl bedeutendste niederländische Zeichner der Generation vor Rembrandt. Neben etlichen Stichvorlagen ist er vor allem durch seine von großer Genauigkeit geprägten Naturstudien bekannt geworden. Auf der Rückseite unserer Zeichnung hat der Kupferstecher Cornelis Ploos van Amstel, in dessen weithin berühmter Sammlung sich das Blatt im 18. Jahrhundert befand, notiert, de Gheyn habe hier den Maler und Kunstschriftsteller Karel van Mander (1548–1606) auf dem Totenbett wiedergegeben. Karel van Mander, der auch der »Vasari des Nordens« genannt worden ist, hat mit seinem 1604 veröffentlichten »Schilderboek« die früheste Sammlung von Biographien niederländischer Künstler und damit ein noch heute grundlegendes Werk der Kunsthistoriographie geschaffen.

In zwei Ansichten hat der Zeichner mit der Feder die hageren Gesichtszüge des Verstorbenen festgehalten und die Situation durch ein Kopfkissen und ein am Hals geschnürtes Totenhemd verdeutlicht. Ein wenig in der Art eines Kupferstichs modelliert die Feder mit parallelen, unterschiedlich kräftigen Linien und erzeugt mit großer Sensibilität auch einen Eindruck von Haut. Eine feine Pünktchenstruktur an den Augenlidern und Lippen lässt die linke Studie mehr als Leichnam erscheinen als die rechte. Dass es dem Zeichner um ein möglichst genaues, naturgetreues Erfassen seines Motivs ging, zeigt die auffallende Unregelmäßigkeit der Ohrmuschel, die in beiden Ansichten genau beachtet ist.

Die Überlieferung, wonach wir hier ein Bildnis des eben verstorbenen Karel van Mander haben, ist zwar nicht endgültig gesichert, wird jedoch unterstützt durch die Harfe, die Jacques de Gheyn den beiden Kopfstudien im Nachhinein hinzufügte. Das Instrument, dessen Gegenständlichkeit durch eine feine graue Lavierung noch gesteigert ist, ist so platziert wie man ein Totenkreuz auf die Brust des Verstorbenen legen würde. Die Harfe weist auf die schriftstellerische und dichterische Tätigkeit des Toten hin; sie könnte zudem auf die Sammlung geistlicher Lieder anspielen, die van Mander 1599 unter dem Titel »De gulden harpe« veröffentlichte.

Werkdaten

Basisdaten

Titel
Karel van Mander auf dem Totenbett
Zeichner
Entstehungszeit
Stilrichtung
Objektart
Material und Technik
Feder in Braun über Spuren von schwarzer Kreide, die Harfe blaugrau laviert, weiß gehöht (an den Köpfen, Spuren), allseitige Einfassungslinie mit der Feder in Hellbraun, links zudem mit dem Graphitstift, auf weiß grundiertem Büttenpapier
Material
Technik
Geografische Einordnung
Entstehungsgrund
Nachträgliche Beschriftung
Verso bezeichnet (von Cornelis Ploos van Amstel, Amsterdam [Lugt 3002], mit der Feder in Braun): Den Overleeden / Karel Vermander / Kunstig Schilder / te Amsterdam / op zijn doodbed leggende / nevens de harp, waar op hij in / zijn Laatste Oogenblik noch / een Psalm gespeeld had./ Jaq. de Gheijn / Fecit.; unten links Trockenstempel der Sammlung Cornelis Ploos van Amstel, Amsterdam (Lugt 2034); Stempel des Städelschen Kunstinstituts, Frankfurt am Main (Lugt 2356)
Wasserzeichen
  • Nicht vorhanden
Werkverzeichnis
  • Regteren Altena 1983.113.693

Eigentum und Erwerbung

Institution
Abteilung
Sammlung
Creditline
Städel Museum, Frankfurt am Main
Bildrechte
Public Domain
Erwerbung
Erworben möglicherweise 1816 als Stiftung aus der Sammlung Johann Friedrich Städel

Werkinhalt

Motive und Bezüge

Motivgattung
Motiv
Dargestellte Personen
Assoziertes Medium
  • Karel van Mander, De gulden harpe, 1627

Iconclass

Primär
Sekundär

Forschung und Diskussion

Provenienz

Objektgeschichte
Dionys Muilman (1702–1772), Amsterdam
Nachlass Muilman, 1772
VVerst. durch Jan de Bosch, , Amsterdam, 29. März 1773
Cornelis Ploos van Amstel (1726–1798), Amsterdam
VVerst. durch Philippus van der Schley, , Amsterdam, 3. März 1800
Johann Friedich Städel (1728–1816), Frankfurt am Main
Nachlass Johann Friedrich Städel, 1816.

Informationen

Seit 2001 erforscht das Städel Museum systematisch die Herkunft aller Objekte, die während der NS-Zeit erworben wurden bzw. in diesem Zeitraum den Besitzer wechselten oder gewechselt haben könnten. Grundlage für diese Forschung bildet die 1998 auf der „Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ in Washington formulierte „Washingtoner Erklärung“ sowie die daran anschließende „Gemeinsame Erklärung“ von 1999.

Die Provenienzangaben basieren auf den zum Zeitpunkt ihrer digitalen Veröffentlichung ausgeforschten Quellen. Sie können sich jedoch durch neue Quellenfunde ändern. Daher wird die Provenienzforschung kontinuierlich durchgeführt und in regelmäßigen Abständen aktualisiert.

Die Provenienzangabe eines Objekts dokumentiert im Idealfall dessen Herkunft vom Zeitpunkt seiner Entstehung bis zu seinem Eingang in die Sammlung. Sie enthält – sofern bekannt – die folgenden Informationen:

  • Art der Erwerbung bzw. Art des Besitzerwechsels
  • Name und Wohnort des Besitzers
  • Datum des Besitzerwechsels

Die aufeinanderfolgenden Besitzvorgänge werden jeweils durch einen Absatz voneinander getrennt.

Lücken in der Überlieferung einer Provenienz werden durch den Platzhalter „ …“ dargestellt. Ungesicherte Informationen sind in eckige Klammern gesetzt.

Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an .

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Letzte Aktualisierung

10.04.2024