Eine Tasse, Pablo Picasso
Pablo Picasso
Eine Tasse
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Pablo Picasso

Eine Tasse, ca. 1908 – 1909


Blatt
314 x 482 mm
Material und Technik
Schwarze Kreide auf geripptem Büttenpapier
Inventarnummer
SG 3334
Objektnummer
SG 3334 Z
Erwerbung
Erworben 1976
Status
Kann im Studiensaal der Graphischen Sammlung vorgelegt werden (besondere Öffnungszeiten)

Texte

Über das Werk

Einer einzigen Tasse, ihrem Unterteller und einem Löffel, allein diesen drei Gegenständen und der Interpretation ihres gegenseitigen räumlichen Verhältnisses galt in dieser Zeichnung die Aufmerksamkeit des jungen Pablo Picasso. »Die Tasse« gehört in den Zusammenhang einer Gruppe von Zeichnungen und Aquarellen der Jahre 1908/09, in denen sich der Künstler motivisch mit Gefäßen und Stillleben beschäftigte. Es ist die Zeit, in der Picasso mit seinem Gemälde der »Demoiselles d’Avignon« (1907, The Museum of Modern Art, New York) sein Frühwerk hinter sich gelassen hatte und die Grundlagen des Kubismus entwickelte.

Das Umfeld dieser Tasse ist in keiner Weise beschrieben. Dennoch steht sie fest auf einer Ebene, was durch den sichtbaren, waagerecht zur Bildfläche ausgerichteten und Halt gebenden Boden der Untertasse optisch vermittelt wird. Zugleich ist diese tiefe Untertasse jedoch, ebenso wie die bauchige Tasse, in Aufsicht gegeben. Letztere ist wie ihr Henkel aber auch von der Seite zu sehen, und ebenfalls von unten, wo der Schaft des Fußes die Tasse trägt. Der aufrechte Löffel schließlich, der fast ganz erfasst ist, ragt am unterbrochenen Kontur des Tassenrandes hoch hinaus und scheint in seinem halbkugelrunden Behältnis ein instabiles Eigenleben zu führen.

Picasso zeichnete die Konturen der Tasse mit kurzen, überwiegend gerundeten, schnell gesetzten Kreidestrichen, die sich wiederholen und überlagern. Die ausgeführten Schattenzonen lassen dynamische Spiegelungen entstehen, entsprechen jedoch keiner einheitlichen Lichtquelle. Ohne die Stofflichkeit des Gegenstandes zu beachten, erfasste der Künstler im Prozess des Zeichnens die Gestalt der Tasse. Zugleich gab er ihr durch die von perspektivischen Regeln abweichende Mehransichtigkeit ein gesteigertes Volumen, das sie den Raum förmlich autonom erobern lässt. Diese irritierende und neuartige Auffassung des Gegenstandes beruht auf der Auseinandersetzung des Künstlers mit der Kunst Cézannes, dessen umfassende Retrospektive, ein Jahr nach dem Tod des Künstlers, er 1907 in Paris gesehen hatte. Auf der Grundlage der Forderung Cézannes, den Bildgegenstand auf geometrische Grundformen zurückzuführen, entwickelten Picasso und Georges Braque 1908/09 die Gestaltungsprinzipien des Kubismus. Radikal brachen sie Gegenstände und Bildräume auf, zergliederten und facettierten sie.

Unter den über zwanzigtausend Zeichnungen Picassos, die das Werkverzeichnis aufführt, ist die »Tasse« ein prägnantes Zeugnis des beginnenden analytischen Kubismus am Beispiel eines monumentalisierend in Szene gesetzten Alltagsgegenstandes.

Werkdaten

Basisdaten

Titel
Eine Tasse
Zeichner
Entstehungszeit
Objektart
Material und Technik
Schwarze Kreide auf geripptem Büttenpapier
Material
Technik
Geografische Einordnung
Entstehungsgrund
Beschriftung zum Zeitpunkt der Entstehung
Signiert unten rechts (mit schwarzer Kreide): Picasso
Nachträgliche Beschriftung
Verso bezeichnet oben links: 818 PP // Lot 1032/5; unten links: 5[?] Picass.
Verso unten mittig Stempel der Städtischen Galerie, Frankfurt am Main (Lugt 2371c), mit zugehöriger Inventarnummer
Wasserzeichen
  • Ingres 1871
Werkverzeichnis
  • Zervos XXVI.403

Eigentum und Erwerbung

Institution
Abteilung
Sammlung
Creditline
Städel Museum, Frankfurt am Main
Bildrechte
© Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: U. Edelmann
Erwerbung
Erworben 1976

Werkinhalt

Motive und Bezüge

Motivgattung
Motiv
Assoziierte Personen und Institutionen

Iconclass

Primär
  • 41E1 Stillleben mit verwandten Gegenständen
  • 41C331 Tasse und Untertasse
  • 41C313 Löffel

Forschung und Diskussion

Provenienz

Objektgeschichte
...
Schweizer Kunsthandel
Städtische Galerie, Frankfurt am Main, 1976.

Informationen

Seit 2001 erforscht das Städel Museum systematisch die Herkunft aller Objekte, die während der NS-Zeit erworben wurden bzw. in diesem Zeitraum den Besitzer wechselten oder gewechselt haben könnten. Grundlage für diese Forschung bildet die 1998 auf der „Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ in Washington formulierte „Washingtoner Erklärung“ sowie die daran anschließende „Gemeinsame Erklärung“ von 1999.

Die Provenienzangaben basieren auf den zum Zeitpunkt ihrer digitalen Veröffentlichung ausgeforschten Quellen. Sie können sich jedoch durch neue Quellenfunde ändern. Daher wird die Provenienzforschung kontinuierlich durchgeführt und in regelmäßigen Abständen aktualisiert.

Die Provenienzangabe eines Objekts dokumentiert im Idealfall dessen Herkunft vom Zeitpunkt seiner Entstehung bis zu seinem Eingang in die Sammlung. Sie enthält – sofern bekannt – die folgenden Informationen:

  • Art der Erwerbung bzw. Art des Besitzerwechsels
  • Name und Wohnort des Besitzers
  • Datum des Besitzerwechsels

Die aufeinanderfolgenden Besitzvorgänge werden jeweils durch einen Absatz voneinander getrennt.

Lücken in der Überlieferung einer Provenienz werden durch den Platzhalter „ …“ dargestellt. Ungesicherte Informationen sind in eckige Klammern gesetzt.

Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an .

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Letzte Aktualisierung

10.04.2024