Le catafalque sans pesanteur, Louis Soutter
Louis Soutter
Le catafalque sans pesanteur
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Louis Soutter

Le catafalque sans pesanteur, ca. 1937 – 1942


Blatt
580 x 440 mm
Material und Technik
Fingermalerei in Schwarz auf geripptem Büttenpapier
Inventarnummer
SG 3354
Objektnummer
SG 3354 Z
Erwerbung
Erworben 1981
Status
Kann im Studiensaal der Graphischen Sammlung vorgelegt werden (besondere Öffnungszeiten)

Texte

Über das Werk

Wie ein organisch bewegtes Schattenbild agieren menschliche Wesen, simplifizierte Figuren von kleiner und großer Statur, auf engstem Raum unter einem einfachen Gerüst. Gemeinsam scheinen sie sich intensiv um einen in die Höhe gehaltenen, ballenartigen Korpus zu bemühen. Einem Traumbild gleich bleibt die rätselhafte Szene unentschieden und wird in Kenntnis ihres Bildtitels noch bedrückender.

Dieses eindrucksvolle Spätwerk des Schweizer Künstlers Louis Soutter gehört zur Werkgruppe seiner Fingermalereien auf Papier. Sie faszinieren, weil auf ein herkömmliches Werkzeug verzichtet und Tusche oder auch Druckerschwärze unmittelbar mit den Fingern aufgetragen wurde. Mit dieser primitiv anmutenden Gestaltungsweise verstand der Künstler äußerst differenziert umzugehen. Meist bevorzugte er Schwarz und setzte Farbe nur selten ein, so dass seine von Figuren bestimmten Kompositionen wie Silhouetten erscheinen. Neben leichten Fingerspuren, die atmosphärisch wirken, lassen kompakte Flächen ihre schrittweise erfolgte Verdichtung nur noch erahnen.

Die Fingermalereien von spielerisch wirkenden, aber vor allem von ernsten, um Kreuzigung und Tod kreisenden Szenen zählen zu den bekanntesten Werken des Außenseiters. Louis Soutter, unentschieden zwischen der Berufung zum Musiker und zum bildenden Künstler, verarmte aufgrund eines unsteten Lebenswandels. 1923, 52-jährig, wurde er entmündigt und in das Altersasyl von Ballaigues eingewiesen. In der dortigen Isolation, der er immer wieder zu entfliehen suchte, begann er unermüdlich zu zeichnen und entlud so seine jenseits rationalen Bewusstseins wirkende, halluzinatorische Kraft.

Zunächst arbeitete Soutter mit Bleistift und Feder. Unzählige Schulhefte füllte er mit floralen Motiven, phantastischen Stadtarchitekturen und düsteren figürlichen Darstellungen. Er zeichnete Kompositionen bedrohlich wollüstiger Frauengestalten und adaptierte Kunstwerke der Renaissance, deren Figuren er in eigensinniger Weise schraffierend verzerrte und umformte. 1937 schließlich, von einsetzender Sehschwäche begleitet, begann er mit den Fingern zu gestalten und entfaltete über Jahre in immer neuen Variationen das geheimnisvolle Eigenleben seiner visionären, beklemmenden Bildwelten.

Zu Lebzeiten blieb Louis Soutter die Anerkennung seiner im Abseits geschaffenen Kunst versagt. Zwar setzten sich einzelne Zeitgenossen und auch sein Vetter Le Corbusier für ihn ein, doch erst in den sechziger Jahren, mit einem wachsenden Interesse für die künstlerische Arbeit von Außenseitern der Gesellschaft, erfolgten Rezeption und Wertschätzung seines Werkes.

Werkdaten

Basisdaten

Titel
Le catafalque sans pesanteur (Originaltitel)
Titelübersetzung
Der schwerelose Katafalk
Zeichner
Entstehungszeit
Objektart
Material und Technik
Fingermalerei in Schwarz auf geripptem Büttenpapier
Material
Technik
Geografische Einordnung
Entstehungsgrund
Beschriftung zum Zeitpunkt der Entstehung
Verso bezeichnet oben rechts (mit der Feder): Le catafalque / sans / pesanteur
Nachträgliche Beschriftung
Verso bezeichnet oben links (mit Bleistift): 5974
Verso unten links Stempel der Städtischen Galerie, Frankfurt am Main (Lugt 2371c), mit zugehöriger Inventarnummer
Wasserzeichen
  • Nicht vorhanden
Werkverzeichnis
  • Thévoz 1976.319.2536

Eigentum und Erwerbung

Institution
Abteilung
Sammlung
Creditline
Städel Museum, Frankfurt am Main
Bildrechte
Public Domain
Erwerbung
Erworben 1981

Werkinhalt

Motive und Bezüge

Iconclass

Primär
  • 0 abstrakte, ungegenständliche Kunst
  • 43A491 Katafalk; castrum doloris (öffentliche Trauerfeier)
  • 31A231 stehende Figur
Sekundär

Mehr zu entdecken

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Letzte Aktualisierung

23.04.2024