Löwenmaulstengel, Marcus Behmer
Marcus Behmer
Löwenmaulstengel
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Marcus Behmer

Löwenmaulstengel, 9. August 1937


Blatt
210 x 165 mm
Material und Technik
Feder in Braun und Aquarell, allseitige Einfassungslinie mit Bleistift, auf bräunlichem Papier
Inventarnummer
SG 3103
Objektnummer
SG 3103 Z
Erwerbung
Erworben 1955 vom Künstler mit Mitteln der Ludwig-Pfungst-Museums-Stiftung
Status
Kann im Studiensaal der Graphischen Sammlung vorgelegt werden (besondere Öffnungszeiten)

Werkdaten

Basisdaten

Titel
Löwenmaulstengel
Zeichner
Entstehungsort
Entstehungszeit
Objektart
Material und Technik
Feder in Braun und Aquarell, allseitige Einfassungslinie mit Bleistift, auf bräunlichem Papier
Material
Technik
Geografische Einordnung
Entstehungsgrund
Beschriftung zum Zeitpunkt der Entstehung
Monogrammiert, datiert und bezeichnet unten links (mit der Feder in Braun): MB [ligiert] / Frbg. 9.VIII.37.; verso datiert und bezeichnet (mit der Feder in Braun): 9.VIII.37. - abends 8 Uhr / Landes-Gefängnis Freiburg / Zelle 114; bezeichnet: Wer den, an sich schon ziemlich kümmerlichen, "Löwenmaul"- Stengel auf der Vorderseite deines / Blattes ansieht, wird den Eindruck haben, dass dieser Stengel mit den 3 völlig verblühten, formlosen [Seiten], / der 3 "Früchten" und der - rund - 7x5 = 35 "[?]blätter" höchst gewöhnlich, ja, vielleicht sogar außer- / ordentlich, ungewöhnlich sei, wie eben irgend ein erster bester, x-beliebiger Stengel - Falls er / sich eben überhaupt die Mühe und Zeit nimmt, etwas derartig durchschnittliches, gewöhnliches / auch nur einen Augenblick anzugucken. - Und er hat mit seinem Eindruck recht: es ist ein ganz gewöhn- / licher, kümmerlicher, obendrein ja unvollständiger Blütenstengel. - Und dann behaupte ich: / dass dieses so gewöhnlich Gebilde und noch dazu in diesem so dürftigen Exemplar, in Wirklichkeit- / und in schwachem Abglanz sogar auch in diser armseeligen, weder dehr intensiv und genau studierten / und beobachteten noch preacise, fein, konzentriert und künstlerisch-lebendig wiedergegebenen Zeichnung / _ _ _ an Erfindungs-Reichtum innerhalb der Variierung einer einigen - so einfachen! - Blatt- / form: ALLES ÜBERTRIFFT, WAS SELBST DER MENSCH MIT DER STÄRKSTEN PHANTASIE SICH JEMALS AUSDENKEN KÖNNTE! - und zwar denke ich dabei nun an die 35, zu je fünf / in vielen nicht ganz reinen [?] [?] Hauptblätter. Obgleich sie alle 35 die gleiche, / in Wirklichkeit mehr als auf der Zeichnung [?]-Nadeln ähnliche, unendlich einfache - Grundformen haben, sind nicht 2 von den 35 einander gleich oder auch nur wenig unterscheidbar: [?] jedes Blatt ist ein besonderes Individuum, mit seiner eigenen, mehr oder weniger eigenwilligen ausdrucksvollen, / immer aber höchst lebendigen Form, Richtung, [?], Windung. Auch die durch ihre Stellung je- / weils in ihren [?] und also auch zum "Beschauen" - einander entsprechender Blätter, / bei denen eine gewisse Ähnlichkeit ja allein schon durch das Anordnungs-Schema gegeben scheint, / sind in Wirklichkeit noch so verschieden von einander, daß beiden allermeistens nicht einmal / die einander entsprechenden ohne weiteres als [?] erkannt werden. Jedes Blatt ist so, wie es / sein muss und nicht anders sein kann, und diese Form-Bildung , die Gestaltung [?] / Resultat der Kräfte, die sie bewirken: der Kraft des organischen Wachsens in der Richtung auf eine / - nur zu [?] - [?]-Form zu - und der Reaktion äußerer Reize: Hemmungen, Förderungen, dauernde oder vorübergehende mechanische Licht-, etc. -Reize: Diese Gestaltung be- / kommt das als notwendig überzeugende aus dem Zusammenwirken dieser 2 Komponenten. Ja / also kein Mensch imstande ist: wieder in den Pflanzen [?] zustecken und so die Ideal- / Wachs-Richtung zu fühlen, - nach auch die jeweils "natürlichen" Reaktionen auf die vielen / möglichen äußeren Reize zu fühlen (wenn ich hier der wirklichen Pflanze, ein Blatt abreiße, ver- / stümmele oder dergleichen, d.h. "äußerer Reiz" spiele, - so bin ich ein Spiel-[?]- / straflos nur auf Grund der Gewalt! / so könnte zwar einen, vielleicht, zur Not, 35 verschiedene / Variationen der gleichen Blatt-Grundform sich ausdenken und zeichnen: aber nicht eines / einziges [?] gezeichneten Blätter, könnte er die Lebenskraft der Notwendigkeit einhauchen oder / mitgeben! Bestenfalls den Wiederschein einer im Gedächtnis aufbewahrten Formvorstellung aus der / Wirklichkeit geliehene Natur, - wie der Mond "Sonnenlich scheint". - Aber 35, - auch nur 15 - verschiedene Gestalten der gleichen einfachen Grundform erfinden: das kann kein Mensch! - / - Aber der Mensch kann ja manches an dem, sogar auch erfinden; aber Voraussetzung dafür, daß das von ihm / Erfundene auch nur eine Spur von Leben habe, ist die grenzenlose Demut, zu begreifen und anzuer- / kennen: daß seine erfundene Phantasie, und wenn er die [?] wäre, nur aus dem Nektar / der Wirklichkeit - Blume [?] Honig (Heil ihm, wenn es kein "Kunst-honig" ist!) herstellt - und daß er immer nur als Bettler voll Dankbarkeit die Phantasie-Brosämlein aufzupicken hat, / die von dem unendlichem, ewigem Erfindungs-Reichtum der Natur, d.h. des Schöpfers, für ihn / etwas abfallen...
Nachträgliche Beschriftung
Verso unten links Stempel der Städtischen Galerie, Frankfurt am Main (Lugt 2371c), mit zugehöriger Inventarnummer
Wasserzeichen
  • Nicht geprüft

Eigentum und Erwerbung

Institution
Abteilung
Sammlung
Creditline
Städel Museum, Frankfurt am Main
Bildrechte
© Marcus Haucke, Berlin
Erwerbung
Erworben 1955 vom Künstler mit Mitteln der Ludwig-Pfungst-Museums-Stiftung

Werkinhalt

Motive und Bezüge

Iconclass

Primär
  • 25G1(+21) Pflanzen (allgemein) (+Stengel, (Baum-)Stamm)

Bezug zu anderen Werken

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25.04.2024