Die Malerin Ottilie W. Roederstein
Ottilie W. Roederstein (1859–1937) widmete ihr ganzes Leben der Kunst. Als freischaffende Porträtmalerin gehörte sie zu den erfolgreichsten Künstlerinnen ihrer Zeit. Durch ihr Schaffen erreichte sie finanzielle Unabhängigkeit und eroberte sich gesellschaftliche Freiräume, die den meisten ihrer Zeitgenossinnen verwehrt waren. Ihre Gemälde wurden in Ausstellungen in Deutschland, Frankreich, England, den USA sowie der Schweiz gezeigt und erlangten internationale Beachtung. 1891 ließ sich Roederstein mit ihrer Lebensgefährtin, Elisabeth Winterhalter, der ersten deutschen Chirurgin, in Frankfurt nieder. Winterhalter setzte sich für die Gründung eines Mädchengymnasiums ein und unterstützte die Frankfurter Frauenrechtsbewegung. 1902 erwarb das Städel als erstes Werk einer zeitgenössischen Künstlerin Roedersteins Gemälde Lesende alte Frau. Heute ist die Malerin trotz ihrer regen Ausstellungstätigkeit und ihres einstigen Renommees einem größeren Publikum nahezu unbekannt.
Das Städel Museum widmet Ottilie W. Roederstein vom 19. Mai bis zum 5. September 2021 eine Sonderausstellung. Es ist nach mehr als 20 Jahren ihre erste Werkschau in Deutschland. Mit etwa 75 Gemälden und Zeichnungen gibt sie einen konzentrierten Überblick über die künstlerische Entwicklung der stilistisch äußerst wandelbaren Malerin. Grundlage bildet die Sammlung des Städel Museums, die mit 28 Werken neben dem Kunsthaus Zürich und der Städtischen Kunstsammlung Hofheim am Taunus über einen der bedeutendsten Bestände der Künstlerin weltweit verfügt. Der Fokus liegt auf Roedersteins spezifischer Malweise, doch werden auch ihre Rolle und Wirkung als Netzwerkerin und Künstlerin sowie ihre enge Verbundenheit mit Frankfurt und der Region deutlich. Dies zeigt sich eindrücklich anhand einer Fülle historischer Dokumente, Fotografien und Briefe aus dem Nachlass der Künstlerin, die dem Städel Museum 2019 von den Erben ihres Biografen Hermann Jughenn übereignet wurden. Die Aufarbeitung des Roederstein-Jughenn-Archivs brachte bisher nicht publizierte Informationen zutage, die in die Ausstellung und den begleitenden Katalog einfließen.
Abbildung: Ottilie W. Roederstein, Selbstbildnis mit weißem Hut, 1904, Städel Museum, Frankfurt am Main, Foto: Städel Museum
Eine Ausstellung des Städel Museum, Frankfurt am Main, in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zürich
Laufzeiten: Kunsthaus Zürich, 18. Dezember 2020 – 4. April 2021 / Städel Museum, Frankfurt am Main, 19. Mai 2021 – 5. September 2021
Kuratoren: Dr. Alexander Eiling (Sammlungsleiter Kunst der Moderne, Städel Museum), Eva-Maria Höllerer (Wissenschaftliche Mitarbeiterin Sammlung Kunst der Moderne, Städel Museum)
Archiv: Dr. Iris Schmeisser (Leiterin Provenienzforschung und historisches Archiv, Städel Museum)
Gefördert durch: Gemeinnützige Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH
Mit Unterstützung von: Friede Springer Stiftung, Max Ernst von Grunelius-Stiftung
Ottilie W. Roederstein (1859–1937)
Helene Roederstein mit Schirm
1888
Öl auf Leinwand
115 × 84,5 cm
Privatsammlung, Zürich
Foto: Kunsthaus Zürich
Ottilie W. Roederstein (1859–1937) Die Verlobten 1897 Tempera auf Holz 39,5 × 46,5 cm Kunsthaus Zürich, 1897
Ottilie W. Roederstein (1859–1937)
Selbstbildnis mit roter Mütze
1894
Tempera auf Holz
36 × 24 cm
Kunstmuseum Basel
Foto: Martin P. Bühler
Ottilie W. Roederstein (1859–1937)
Bildnis des Malers Jakob Nussbaum
1909
Öl auf Leinwand
86,5 × 61,5 cm
Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Städel Museum
Ottilie W. Roederstein (1859–1937) Selbstbildnis mit Hut 1904 Öl auf Leinwand 55,3 × 46,1 cm Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum
Fotografie
Roederstein-Jughenn-Archiv im Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Roederstein-Jughenn-Archiv im Städel Museum, Frankfurt am Main
Der Katalog zur Ausstellung „FREI. SCHAFFEND.“
Erhältlich auf Deutsch und Englisch
Im Jahr 2019 erhielt das Städel Museum als großzügige Schenkung aus Privatbesitz ein umfangreiches Archivkonvolut des Nachlasses von Ottilie W. Roederstein. Seitdem wird dieser außergewöhnliche Bestand am Städel Museum bewahrt, geordnet und wissenschaftlich erschlossen, um ihn der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Schrift- und Bildgut umfasst die gesamte Biografie und Schaffensphase der Künstlerin.
Anlässlich der Ausstellung geben ausgewählte Dokumente und Fotografien aus dem Roederstein-Jughenn-Archiv des Städel Museums einen ersten Einblick in diesen außergewöhnlichen Bestand.
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