Dierk Schmidt

„SIEV-X – Zu einem Fall von verschärfter Flüchtlingspolitik“ oder Géricault und die Frage der Konstruktion von Geschichte

9. April bis 6. September 2009

Dierk Schmidts 2001 bis 2003 entstandener 19-teiliger Bildzyklus „SIEV-X – Zu einem Fall von verschärfter Flüchtlingspolitik“ ist Historienbild, politisches Statement und Reflexion über die Möglichkeiten der Malerei in unserer Gegenwart in einem. Die im Städel präsentierten Arbeiten des 1965 in Unna geborenen und in Berlin lebenden Künstlers verbinden einen skandalösen Fall von unterlassener Hilfeleistung und desaströser Flüchtlingspolitik Australiens im Jahr 2001 mit einem der Hauptwerke der europäischen Historienmalerei: Théodore Géricaults „Floß der Medusa“ von 1819. Schmidts Malerei ist das Ergebnis eines komplexen investigativen Prozesses. Sie zeigt, wie der Schiffbruch der französischen Fregatte „Medusa“ und der willentlich in Kauf genommene Tod Aberhunderter Boat People vor der Küste Australiens einander strukturell wie ästhetisch auf frappierende Weise ähneln. Einen weiteren Bezugspunkt bildet Eugène Delacroix’ Gemälde „Die Freiheit auf den Barrikaden“. Der Bildzyklus von Dierk Schmidt ist ein Neuzugang in der Sammlung des Städel Museums und wurde aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert erworben.

Abbildungen: Dierk Schmidt, Städel Museum, Frankfurt am Main, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

KURATOR: Dr. Martin Engler, Städel Museum

Dierk Schmidt in der Digitalen Sammlung