Der frühe Max Beckmann
Max Beckmann (1884–1950) ist nicht nur als Maler und Zeichner eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, sondern wendete sich in unterschiedlichen Phasen seines künstlerischen Lebens auch der druckgrafischen Arbeit zu.
Als anerkannter Maler im Kreis der „Berliner Secession“ um Lovis Corinth, Max Liebermann und Max Slevogt begann er druckgrafisch zu arbeiten. Die Kreidelithografie, die einen malerischen Duktus mit atmosphärischer Licht- und Schattenwirkung erlaubt, bildete die bevorzugte Technik seines Frühwerks und legt eine wenig bekannte künstlerische Ausdrucksweise Beckmanns offen.
Die im Sammlungsbestand des Städel vorhandenen frühesten Werke des Künstlers bis 1914 bildeten den Kern der Ausstellung. Dazu zählten Illustrationen zu mythologischen und biblischen Szenen, aber auch Alltagsbilder der Großstadt, Aktdarstellungen und Bildnisse.
Beckmanns druckgrafische Arbeiten konzentrieren sich auf die Jahre 1911 bis 1925 und 1941 bis 1946 und stehen dabei stets in Wechselwirkung mit den intensiven Bestrebungen des Malers. Von Beginn an nutzte Beckmann das grafische Schaffen im Verständnis der Künstlergrafik, die nicht eine Vorlage reproduziert, sondern eigenständig und in Auseinandersetzung mit den spezifischen Möglichkeiten der jeweils gewählten Technik in Erscheinung tritt.
Die frühe Phase seines druckgrafischen Schaffens bis zum historischen Einschnitt des Ersten Weltkrieges findet im Allgemeinen weniger Beachtung als die der folgenden Jahre. Die Ausstellung zur Maler-Grafik seiner frühen Jahre war mit dem Wunsch verbunden, die Frage nach den besonderen Möglichkeiten zu stellen, die bereits der junge Maler im Medium der Lithografie und schließlich auch im Tiefdruck vorfand und umsetzte.
Abbildungen: Max Beckmann, Städel Museum, Frankfurt am Main, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021
KURATORIN: Dr. Jutta Schütt, Städel Museum